Wer hätte das gedacht? It’s closed. Seit über einem Jahr. Das Klubsterben hat leider schon sehr viel früher vor Corona begonnen. Mittlerweile fühlt es sich an, wie etwas, was weggebrochen, rausgeschlagen, ausgelöscht wurde. Die Stille an diesem Ort ist für einen Moment beängstigend, lässt mich melancholisch werden, nachdenklich, traurig. Time has Change. Ich stelle mir all die lost places vor, an denen ich in meinem Leben schon war, der Zerfall der Zeit, das Abbröckeln der Bausubstanz, die Wiedergewinnung der Natur über das von Menschenhand geschaffene. Mir gefällt die Vorstellung nicht sonderlich, finde es sehr ernüchternd. Klubsterben ist auch Kultursterben, beides scheiße. Ich habe das Bedürfnis, eine Kerze anzuzünden und sie aufzustellen, habe keine dabei, tue es in Gedanken. Der Blick geht auf das Wasser, den fließenden Fluss, alles ist in Bewegung, es gibt keinen Stillstand. Ein riesen Schiff fährt hinter dem DJ Pult, durchs Wasser, man kann es durch die Scheiben schieben sehen. Das ist einmalig, das gibt es nur einmal, es löst so viele Emotionen und Erinnerungen in mir aus, ich muss lächeln…
Ich höre den Bass, die Höhen und die Tiefen durch die geschlossene Balkontür, stehe an der Brüstung zum Wasser und schließe die Augen. Das Holz unter mir vibriert, es kribbelt so herrlich in meinen Füßen, fühle mich leicht erhoben, schwebe 5 cm über dem Boden. Menschen gehen ein und aus, reden, rauchen, lachen, suchen, sitzen, umarmen, lieben sich, bis der Tag anbricht. Kein Stillstand, das Wasser des Flusses rauscht Stromabwärts, gleichmäßig, in Harmonie fließend, dem Meer entgegen.
Ein alter Mann unten im Ruderclub reißt mich aus meinen Tagträumen. Wir kommen ins Gespräch, ihm fällt erst jetzt auf, dass das Tanzlocal schon seit über einem Jahr geschlossen ist. Liegt vielleicht am Alter. Mir wäre es an seiner Stelle wohl auch nicht aufgefallen, er hat ganz andere Zeiten erlebt…